Im November 2021 konnten wir endlich den langersehnten und wegen COVID19 mehrfach verschobenen «Medizin an Bord» Kurs von Dr. Fabian Steffen besuchen – und eines können wir vorneweg nehmen: für Segler ist dieser Kurs absolut empfehlenswert!
In unserem Alltag sind wir uns gewohnt: Wenn es irgendwo wehtut, ist die nächste Apotheke oder der nächste Arzt meist gleich «ums Eck» und medizinische Hilfe damit innert kürzester Frist verfügbar.
Beim Segeln ist das allerdings eine andere Geschichte. Auch wenn wir mit unserer Aloha Spirit aktuell «nur» in kroatischen Gewässern unterwegs sind, gibt es doch immer wieder Situationen, in denen wir Stunden oder – je nach Wetterlage – auch mal ein oder zwei Tage von medizinischer Hilfe abgeschnitten und auf uns allein gestellt sind. Umso wichtiger ist darum eine fundierte Erste-Hilfe-Ausbildung (für Laien!).
Dr. Fabian Steffen, selbst begeisterter Segler, Intensiv- und Rettungsmediziner und ausgebildeter „Notarzt-See“, hat mit dem Sea Docs «Medizin an Bord» Kurs ein zwei-tägiges Intensiv-Training im Angebot, dass genau auf die Bedürfnisse von Segelcrews zugeschnitten ist. Mit seiner direkten, praktischen weil gleichzeitig humorvollen Art, führt er die Teilnehmenden mit vielen anschaulichen Anekdoten und dem einen oder anderen «aha» Effekt durch alle wichtigen Erste Hilfe Themen. Das Ganze immer mit dem Ziel, die Teilnehmenden für eine erfolgreiche Erstversorgung, sowie die weiterführende Versorgung bis zum Eintreffen medizinischer Profis zu befähigen.
Dabei reicht das Sea Docs Training vielerorts weit über den klassischen Erste Hilfe Kurs hinaus, den wir wahrscheinlich alle vor der Führerscheinprüfung absolviert haben. So standen in den insgesamt 16 Kursstunden unter anderem auf dem Programm:
- Das Erlernen wichtiger Tätigkeiten: Verbände, Wundpflege, Immobilisation
- Die (Erst-)Versorgung häufiger medizinischer Probleme: Verletzungen des Bewegungsapparates, Wunden, Verbrennungen
- Richtig reagieren in lebensbedrohlichen Situationen (inklusive Defibrillator und Atemwegssicherung)
- Behandlung von Unterkühlung und Ertrinkungsunfällen
- Anleitung zum systematischen Untersuchen, Annäherung an eine Diagnose und Kommunikation mit Helfern (u.a. der funkärztlichen Beratung)
- Spezielle Fertigkeiten: Gabe von Medikamenten und Flüssigkeiten in den Muskel, unter die Haut und in Blutgefässe, Nähen (respektive Klammern!) von Wunden
- Ausstattung einer Bordapotheke und einer Erste-Hilfe-Ausrüstung
Insbesondere überzeugt hat uns dabei, dass der Kurs nicht nur theoretisches Wissen vermittelte, sondern im Gegenteil auch sehr praxisnah aufgebaut war und wir vieles am lebenden Patienten direkt ausprobieren konnten: Vom Blutdruck messen, über das Abhören mit Stethoskop, zum Wunden klammern und Wundverband anlegen, bis hin zum Spritzen geben, Infusion legen etc.
Alles in allem ist der Sea Docs Medizin an Bord Kurs all jenen wärmstens zu empfehlen, die längere Segeltörns auch mal abseits der Küste planen.
Nach dem Motto «Hope for the best, prepare for the worst” fühlen wir uns nach diesem Kurs so bereit, wie man als Laie wohl sein kann (oder nicht), um allfällige medizinische Notfälle an Bord nach bestem Wissen zu behandeln. Und natürlich hoffen wird, dass wir das erlernte Wissen nie anwenden müssen. In diesem Sinne… Mast und Schotbruch!