W ie so vieles im Leben begann unser Abenteuer mit einer simplen Frage, gefolgt von einer etwas verrückten Idee. Wohin soll es in die Flitterwochen gehen? Malediven? Hmm, zwei Wochen am Strand liegen und nichts tun? Auf einem knappen Quadratkilometer unsere Runden drehen? Nöö… Aber Strand, definitiv! Wasser, definitiv! Irgendetwas, wo wir unsere Zweisamkeit geniessen können – und trotzdem nicht nur auf der faulen Haut liegen.
Dann die Idee von Martin: Hättest du Lust segeln zu gehen? Spannend – aber ich war noch nie auf einer Segelyacht. Und dein letzter Segel-Törn ist auch schon ein paar Jährchen her. Könnten wir das denn, nur so zu zweit? Klar, es gibt ja einfache Segelreviere und bis dahin vergeht ja noch ein bisschen Zeit… genug Zeit um das Gelernte aufzufrischen, dir die Grundlagen beizubringen und uns seriös vorzubereiten.
Und so war unser Flitterwochen-Ziel dann schnell gefunden: Die British Virgin Islands, kurz BVI. Ein einfaches, aber traumhaftes Segelrevier, gutmütiger, konstanter Passatwind, grosse Mooringflächen, kurze Tagestörns – einfach perfekt für Segel-Anfänger. Die folgenden Monate hiess es dann allwöchentlich am Mittwochabend: Captain’s Lessons – ich trat zum Segel-Crash-Kurs an. Auf dem Unterrichtsplan stand neben den Basisthemen wie dem Aufbau einer Segelyacht, dem Segel-ABC, der Knotenkunde und den klassischen Segelmanövern auch die terrestrische Navigation. Zugegebenermassen auch hier nur die Grundlagen, denn die BVI zeichnen sich glücklicherweise auch durch minimale Gezeitenunterschiede aus, ein weiteres Plus für Anfänger.
Im April 2015 war es dann soweit. Via Miami und San Juan in Puerto Rico flogen wir auf die britischen Jungferninseln und übernahmen den 41 Fuss Katamaran «Chrysomallos» bei den BVI Yacht Charters. Es folgten 10 spannende, abwechslungsreiche und schlicht traumhafte Tage auf See. Vom Heimathafen in der Nähe von Road Town ging’s nach Peter Islands, in die Manchineel Bay auf Cooper Island, weiter nach Spanish Town (The Baths) und zum Bitter End Yacht Club auf Virgin Gorda, nach Marina Cay, Cane Garden Bay, dann via Sandy Spit nach Jost van Dyke und schlussendlich via Soper’s Hole und The Bight Bay auf Norman Island zurück nach Road Town. Unserer eigenen Unerfahrenheit sehr bewusst, gingen wir es langsam an. Selten trauten wir uns Gross und Genua gleichzeitig zu setzen – schliesslich waren da ganz schön viele Leinen, die es im Griff zu halten galt. Beim Mooringmanöver mussten wir auch mal zwei oder drei Versuche unternehmen. Und beim Besuch der Soggy Dollar Bar nahmen wir dann doch lieber die sichere Variante und «parkten» die Chrysomallos in der Bucht nebenan (Great Harbour) – so eine Fahrt mit dem Dinghy in die White Bay hat doch auch was, und so lag auch noch ein zweiter (oder dritter?) Pain Killer Drink drin 😉
Nach und nach zog uns so das Segeln in seinen Bann: Was gibt es Schöneres, als morgens direkt aus der Koje und ab ins kühle Nass? Das dahingleiten unter Segeln und den verdienten Sundowner an Deck? Das vom Captain zubereitete Dinner oder den einmaligen Sternenhimmel in einer ruhigen, dunklen Bucht?
Viel zu schnell waren diese einmaligen, ersten gemeinsamen Stunden auf See für uns zu Ende. Es war der perfekte Start in ein gemeinsames Ehe- aber auch ins gemeinsame Seglerleben. Denn eines war uns spätestens nach diesem BVI-Törn klar: Wir kommen zurück und wir haben noch grössere Segel-Pläne. Schliesslich hatten uns diese Tage auf See auch gezeigt, dass wir beide auch in aussergewöhnlichen und stressigen Situationen als Team funktionieren. Etwas, was man fürs Ehe- wie fürs Seglerleben gerne als Gewissheit mit auf den Weg nimmt.